21.01.2019
Wie viel Macht werden Online-Portale zukünftig haben? Was bringt die Zukunft für den Handelsvertreterstatus? Wie verändert sich die Zusammenarbeit zwischen Reiseveranstaltern und Reisebüros? Diesen und weiteren Fragen stellte sich Dr. Heller, geschäftsführender Gesellschafter von Dr. Fried & Partner, im Rahmen eines Interviews “Booking ist nur der Anfang” mit der touristik aktuell (https://www.touristik-aktuell.de/) zum Thema Zukunft im Reisevertrieb.
Überblick
Im Rahmen des Interviews betont Dr. Heller, dass sich der Reisemarkt in naher Zukunft kolossal verändern wird. Dazu werden ein stärker werdender Preiskampf sowie eine sich verändernde Vergütungslogik ebenso beitragen, wie eine sich fortsetzende Konsolidierung und die zunehmende Relevanz von Daten. Darüber hinaus spielen große Online-Player wie z.B. Booking sowie das Thema Handelsvertreterstatus eine bedeutende Rolle. Im Fokus des Interviews stand zudem die zukünftige Beziehung zwischen Reiseveranstalter und Reisebüros.
Veränderungen durch große Online-Player, wie z.B. Booking
Große Marktteilnehmer wie bspw. Booking oder Airbnb werden zukünftig die maßgeblichen Veränderungstreiber in der Touristik sein. Während diese vor einigen Jahren noch wenig beachtet wurden, haben sie inzwischen eine beträchtliche Marktmacht aufgebaut, welche voraussichtlich noch stärker zunehmen wird. So bildet z.B. Booking, ähnlich wie Amazon, nach und nach ein eigenes Öko-System. Neben zahlreichen neuen Geschäftsbereichen, die weit über die Hotellerie hinausgehen, umfasst dieses auch eigene Bezahllösungen und eine Wertschöpfung, die weitgehend ohne Einzelhändler auskommt.
Veränderungen im Handelsvertreterstatus
In Bezug auf die Zukunft des Handelsvertreterstatus zeigen die Reiseveranstalter derzeit weitgehend keine Ambitionen, diesen aufzugeben. Dennoch ist es möglich, dass der steigende Druck auf die Margen den Veranstaltern zukünftig keine andere Wahl lässt. In den letzten Jahren haben die Veranstalter in jedem Fall stärker die eigenen Margen als die Reisebüroprovision nach unten geschraubt. Ein möglicher Wegfall des Handelsvertreterstatus würde sowohl für Reisebüros als auch für den Onlinevertrieb eine massive Herausforderung darstellen. So hat sich beispielsweise in den Niederlanden die Zahl der Reisebüros nach der Auflösung des Handelsvertreterstatus halbiert.
Beziehung zwischen Reiseveranstalter und -büros
Aufgrund der massiven anderweitigen Veränderungen, misst Dr. Heller den derzeitigen Spannungen zwischen Vertrieb und Veranstaltern keine besondere Bedeutung zu. Stattdessen appelliert er für eine engere Kooperation zwischen Veranstaltern und Vertriebspartnern, um die jeweilige Zukunftsfähigkeit zu sichern. So gehen die Bemühungen der großen Veranstalter, ihr Hotelportfolio und das eigene Zielgebietsmanagement auszubauen, um auch in Zukunft weiter erfolgreich zu sein, zwar in die richtige Richtung. Darüber hinaus sind jedoch u.a. eine geteilte Datenbasis sowie integrierte Prozesse von Bedeutung. Da das derzeitige 2-Stufen Modell mittelfristig nicht mehr finanzierbar sein wird, sollte die bestehende Skepsis zu diesem Thema in der Branche reduziert werden.