Handlungsalternativen – so sieht die Recovery-Planung deutscher Reiseveranstalter in Folge der Corona-Pandemie aus – Teil II

Zur besseren Lesbarkeit wird in diesen Artikeln das generische Maskulinum verwendet. Die in diesen Artikeln verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.

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Handlungsalternativen – so sieht die Recovery-Planung deutscher Reiseveranstalter in Folge der Corona-Pandemie aus – Teil II

26.11.2020

Aus dem Artikel “Chancen und Lernerfahrungen aus der Krise – Teil I” zu entnehmen –  konnte ein schematisches Kreislauf-Modell abgeleitet werden, welches deutschen Reiseveranstaltern strukturiert Handlungsalternativen für die Corona-Pandemie oder auch für andere zukünftige Ausnahmesituationen aufzeigen soll.

Corona-Recovery Modell

Anmerkung zur Schrittfolge: Es ist davon auszugehen, dass sich Reiserveranstalter derzeit zwischen Schritt 1 und 4 befinden.

Schritt 1: Detailanalyse der Problemfelder

Zuerst ist eine Detailanalyse der sich ergebenden Problemfelder zu empfehlen, da dies wichtig für das weitere Krisenmanagement ist. Hierbei gilt es vor allem unternehmensindividuelle, kritische Bereiche zu identifizieren und diese auf akute Dringlichkeit der Bearbeitung bzw. Lösungsfindung zu prüfen. Kurzfristige Maßnahmen sollten dabei die finanzielle Situation oder Angebotsentwicklung umfassen und längerfristige Maßnahmen z.B. die Vertriebs- & Marketing-Aktivitäten.

Schritt 2: Entwicklung strategischer und operativer Maßnahmen

Durch das Stellen geeigneter Fragen, lassen sich strategische wie auch operative Maßnahmen von den Feldern ableiten und gleichzeitig messbaren Zielen zuordnen. Wichtig ist es hierbei, den Prozess möglichst flexibel und agil zu gestalten sowie digitale Möglichkeiten einzubauen.

Ein Beispiel könnte so aussehen:

Frage: Wie lange ist mit einem zurückhaltenden Buchungsverhalten (aus Angst oder Unsicherheit) zu rechnen?

Maßnahme: Einbindung von Zusatzservices in das Reiseangebot, z. B. eine Corona-Schutzversicherung

Messbarkeit: 40 % der Reisenden schließen eine Corona-Schutzversicherung ab

Schritt 3: Maßnahmenumsetzungen

Nach Festlegung und Konkretisierung der Maßnahmen müssen diese nun in die Umsetzung gelangen. Dabei können diese Maßnahmen folgendermaßen unterteilt werden: Das alltägliche Geschäft betreffend (zum Beispiel: Anpassung des Produktportfolios) und Maßnahmen mit längerfristigem Investitionscharakter (zum Beispiel: Website-Relaunch). Diese Themen werden unterjährig oft aufgrund knapper personeller Ressourcen aufgeschoben. Abgewogen werden sollte im Vorfeld das Kosten-Nutzen Verhältnis, wohlwissend, dass finanzielle Mittel in Krisensituationen oftmals begrenzt sind.

Schritt 4: Maßnahmenevaluierung

Die Evaluierung der Maßnahmen ist unabdinglich für ein erfolgreiches Krisenmanagement. Hierbei ist ein kontinuierliches Überprüfen der Maßnahmen und Messbarkeitsziele (Schritt 2) sowie Wirkung der Maßnahmen (Schritt 3) erforderlich. Bei Diskrepanzen zwischen Zielsetzung und dem messbaren Erfolg, müssen diese überdacht und gegebenenfalls angepasst werden. Gerade die Corona-Pandemie zeigt, dass sich die Rahmenbedingungen schnell verändern, weshalb es einer flexiblen Anpassung der festgelegten Maßnahmen und Kennzahlen bedarf.

Schritt 5: Schaffung eines flexiblen Krisenfundaments

Resultierend aus dem Prozess der Maßnahmenimplementierung und -evaluierung kann ein flexibles Krisenfundament geschaffen werden, welches es den Gruppenreiseveranstaltern ermöglicht, Handlungsfähigkeit durch flexible, agile und schnelle Reaktion auf Veränderungen zu beweisen. Zusätzlich sind ein etablierter Wissenstransfer innerhalb des Unternehmens (durch Kollaborationstools, wie Zoom oder MS Teams) und mit Leistungspartnern sowie flexible Arbeitsmodelle essenziell. Dies zeigen auch die in Teil I benannten Lernerfahrungen aus der Krise.

Der entscheidende Vorteil eines Krisenfundaments liegt in der Vermeidung von organisatorischen Angelegenheiten in Ausnahmesituationen, in denen eine schnelle Reaktion gefordert ist. Beispielsweise kann die Einführung von Kollaborationstools viel Zeit in Anspruch nehmen. In Krisensituationen sollte jedoch die Bearbeitung kritischer Themenfelder vorrangig sein.

Schritt 6: Etablierung von Krisenfrühwarnsystemen

Aufbauend auf den Problemfeldern, Maßnahmen und dem Krisenfundament lassen sich unternehmensindividuelle, kritische Bereiche (z.B. Umsatzrückgang von mehr als 50%)  in Form von Krisenfrühwarnsystemen etablieren, die bei Einsetzen einer neuen Ausnahmesituation führzeitig kritische Situationen für das eigene Unternehmen anzeigen.

Schritt 7: Analyse und Sofortmaßnahmen

Bei Einsetzen einer kritischen Situation und Erkennung dieser durch die im letzten Schritt etablierten Frühwarnsysteme, können nun die bereits bekannten Problemfelder aus alten Krisen sowie andere Felder der Bearbeitungsdringlichkeit nach beurteilt werden.

Hierbei sollten als erstes Kommunikationsmaßnahmen in Richtung Mitarbeiter, Kunden und Leistungspartner zur Vermeidung von Vertrauens- oder Imageschäden eingeleitet werden. Dabei werden Informationen des Krisenfundaments mit neuen Erkenntnissen angereichert und an alle Stakeholder weitergegeben. Im weiteren Verlauf des Kreislaufs berücksichtigt der zweite Durchlauf Erfahrungswerte der vorangegangenen Krisen, wird jedoch durch neue Informationen laufend aktualisiert.

Ausblick

Bei dem vorgestellten Kreislauf handelt es sich um ein Modell, welches auf Basis von theoretischen Erkenntnissen, Fachbeiträgen sowie Expertenmeinungen erstellt wurde. Es soll als Empfehlung und Anstoß für deutsche Gruppenreiseveranstalter dienen, Krisensituationen durch ein strukturiertes Vorgehen besser zu planen und zugleich eine Vorbereitung für zukünftige Ereignisse zu schaffen.

Denn in jedem Unternehmen besteht die Notwendigkeit in der jetzigen und auch in zukünftigen Situationen flexibel, agil und schnell handlungsfähig zu sein.

Die Ergebnisse entstammen der Masterarbeit „Analyse und Evaluierung vergangener und aktueller Krisen der deutschen Tourismuswirtschaft zur Entwicklung von Handlungsalternativen für touristische Akteure in Folge der Corona-Pandemie“ von Frau Ellen Bauer (Masterstudentin des Studiengangs „Unternehmertum und Leadership“ der FH Kempten) in Kooperation mit Dr. Fried & Partner.

Sind Sie unsicher, wie Sie ein erfolgreiches Krisenmanagement in Ihrem Unternehmen etablieren können? Wir stehen Ihnen gerne als Partner auf Augenhöhe zur Seite. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.

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